Unser Wild
„Es ist des Jägers Ehrenschild, daß er beschützt und hegt sein Wild“
Dieser gekürzte Vers von Oskar von Riesenthal um das Jahr 1880 hat auch heute noch Gültigkeit, und findet sich im Bundesjagdgesetz bereits im §1(1;2)
Die „Ehrensache“ ist somit heute auch rechtlich fixiert. Reduziert und übersetzt man den Rechtstext, könnte man sagen:
„Jeder Jäger hat die Pflicht, dafür zu sorgen, dass es dem Wild, welches in seinem Revier vorkommt, gut geht.“
Aufgrund der Vielfältigkeit des Ökosystems selbst in unserer Kulturlandschaft, ist es allerdings hierbei mit einer romantischen Tierfütterung im Tiefschnee nicht getan. Ein Grund für die Entstehung der Hegeringe.
Es soll hier noch erwähnt werden, dass die Aufnahme eines Tieres ins Jagdrecht NICHT mit der Freigabe zur Bejagung gleich zu setzen ist!
So sind z.B. Wisent, Elch und Auerhahn im Bundesjagdgesetz §2 genannt, diese aber zugleich streng geschützt.
Die Landesjagdgesetzte regeln dann noch weitere Details.
Hier sollen die in unseren Breitengraden am häufigsten vorkommenden Wildtierarten kurz vorgestellt, und auch ihre Bedürfnisse an ihre Umwelt kurz dar gestellt werden, ohne den Anspruch auf Vollständigkeit erheben zu wollen und zu können.
Ohne jagdlichen Bezug auch Paarhufer genannt, gleichen die Zehennägel dieser Tiere kleinen Schalen, was sich auch in den hinterlassenen Spuren wieder findet.
Rehwild
„Ist der Hirsch der Papa vom Reh?“ Nein!
Das männliche Reh wird „Rehbock“, das weibliche „Ricke“ genannt.
Der Nachwuchs, die „Kitze“, kommen oft als Zwillingsgeburt auf die Welt. Die Kitze bleiben üblicherweise bei der Ricke, bis diese im Folgejahr erneut Nachwuchs bekommt.
Rehe sind eigentlich Einzelgänger, schließen sich jedoch im Winter zu sog. „Sprüngen“ zusammen.
Die Tiere können im Winter ihren Stoffwechsel herunterfahren, um so Energie sparen. Da man in der Gruppe potentielle Fressfeinde besser ausmachen, und sich so die eine oder andere Energie raubende Flucht sparen kann, bietet sich der winterliche Zusammenschluss an.
Das Einzelgängertum ist auch der Grund, warum man in Tierparks keine Reh-Gehege vorfindet.
Als sogenannte Substratselektierer (man könnte auch Feinschmecker sagen) ernähren sich Rehe besonders von den frischen Trieben der Pflanzen, was sie im Bereich von Aufforstungen zu unbeliebten Gästen macht.
Auch die Angewohnheit der Rehböcke, in der Paarungszeit ihr Revier durch reiben des Gehörns und der dazwischen befindlichen Drüse an etwa fingerdicken Trieben zu markieren (zu „Fegen“), führt zu massiven Rindenschäden und so zum Absterben junger Triebe und frischer Anpflanzungen.
Als unser häufigstes „Schalenwild“ hat sich das Reh am bessten an unsere Kulturlandschaft angepasst. Vom Menschen braucht es vor allem Vorsicht im Straßenverkehr (insbesondere in der Dämmerung) aber auch umsichtige Landwirte zur Ernte- und Mähzeit.
Letztlich sind auch Hundebesitzer angehalten, ihre geliebten Vierbeiner bei Ausflügen in der Natur auf den Wegen zu halten, und eine Jagd auf plötzlich davon springende Rehe möglichst zu verhindern. Dies nützt selbstverständlich nicht nur dem Rehwild.
Schwarzwild
Das Wildschwein profitiert von unserer landwirtschaftlichen Entwicklung am meisten. Als absolute „Maisjunkys“ freuen sich die Tiere über den verstärkten Maisanbau für Fütterungen und Biogasanlagen.
Dies führt zu Zuwachsraten der Population von bis zu 400%.
Sind die Bedingungen Ideal, kann ein weibliches Tier, dass im Frühjahr geboren wurde, im Winter bereits an der Paarungszeit -Rausche genannt- teilnehmen.
Die männlichen Tiere werden „Keiler“ genannt, die weiblichen „Bachen“. Der Begriff „Frischling“ für die Jungtiere hat längst Einzug in den allgemeinen Sprachgebrauch gehalten.
Als gesellige und intelligente Tiere leben Wildscheine in „Rotten“ die immer von einer Leitbache geführt werden.
Schweine sind Allesfresser. Große Rotten, die auf der Suche nach Engerlingen und anderem tierischen Eiweiß im Boden sind, können in nur einer Nacht erhebliche Schäden an Feldern und Grünflächen anrichten.
Ein Albtraum nicht nur für Golfplatzbetreiber.
Auch Wildschweine brauchen neben größeren Waldgebieten mit geeigneten Versteckmöglichkeiten vom Menschen vor allem Ruhe und Vorsicht im nächtlichen Straßenverkehr.
Aktuell hat die afrikanische Schweinepest zu erheblichen Eingriffen in die Population geführt.
Rotwild
Der „König des Waldes“ ist nicht nur Wappentier eines bekannten Kräuterschnapses, sondern in Deutschland in seiner genetischen Vielfalt und damit in der dauerhaften Existenz bedroht.
Es sei hier erwähnt, dass im Gebiet des Hegerings Extertal leider KEIN Rotwild vorkommt.
Aber was wäre eine Aufzählung ohne den König!? Auch wenn er momentan nicht zuhause ist…
Die scheuen Tiere brauchen ausgedehnte Waldgebiete mit Wiesenanteilen, in denen sie ungestört grasen (äsen) können.
Leider sind diese Gebiete immer seltener und liegen oft isoliert als „Inseln“ zwischen Städten und Autobahnen. Dies verhindert die natürlichen Wanderbewegungen und damit den genetischen Austausch der Populationen.
Hinzu kommt, dass Rotwild, das sich durch den Menschen gestört fühlt, nicht aus ihren Ruhebereichen im Wald an die Futterplätze zieht.
In ihrer Verzweifelung fangen die Tiere, die weniger wählerisch sind als z.B. Rehe, dann an, die Rinde der Bäume als Notnahrung zu fressen.
Diese „Schälschäden“ führen wiederum unter Umständen zum Absterben der betroffenen Bäume und somit zum erheblichen Missvergnügen der Holzindustrie.
Die männlichen Tiere heißen „Hirsche“, die weiblichen „(Hirsch)kühe“ die Jungtiere werden „(Hirsch)kälber“ genannt.
Die Gesamtheit aus Kühen und Kälbern wird -aus offensichtlichen Gründen- auch „Kahlwild“ genannt.
Neben vor allem von der Naherholung unberührten Wald und Wiesenflächen sind gerade für Rotwild bauliche Maßnahmen wie Wildbrücken über neue (und auch alte) Straßen und Autobahnen von erheblichen Bedeutung für den Arterhalt.
Auch die amtliche Deklaration „Rotwildfreier Bereiche“ zum Zwecke der Forstwirtschaft hat fatale Auswirkungen auf die Wanderbewegungen und den genetischen Austausch innerhalb der Art in Deutschland.
Damwild
Diese ursprünglich in Vorderasien beheimatete Hirschart wurde durch die Römer in Europa verbreitet.
Sie bevorzugen offene Landschaften mit lichten Wäldern.
Etwas genügsamer und weniger Menschenscheu als das Rotwild könnten sie -bezogen auf die Größe der Vorkommen- das heimische Rotwild in Zukunft übertreffen.
Besonders auffällig beim Damwild ist das schaufelartige Geweih der Hirsche und das gepunktete Sommerfell.
Auch kommen hier regelmäßig Albinos vor.
Diese zu bejagen soll übrigens Unglück bringen!
Auch hier werden die Geschlechter als (Dam-) Hirsch, Kuh und Kalb und diese wiederum als Kahlwild bezeichnet.
Leider zeichnet sich ab, dass das Damwild evolutionär nicht an den Wolf gewöhnt ist. Hierdurch hat es -wie auch das Muffelwild- die „falsche“ Fluchtstrategie bezogen auf den intelligenten Rudeljäger.
In Gegenden mit starkem Wolfsvorkommen ist offenbar bereits ein signifikanter Populationsrückgang zu verzeichnen.
Das meiste in Deutschland vorkommende Raubwild kann man als „Opportunisten“ bezeichnen.
So kann ein Fuchs sich sowohl an das Leben in der Vorstadt, geschlossenen Wäldern oder weiten Feldern anpassen.
Man denke hier auch an Kassel als inoffizielle „Hauptstadt der Waschbären“
Diese besonderen Fähigkeiten wirken sich allerdings negativ auf die natürliche Beute des Raubwildes aus.
Reguliert das Vorkommen der Beute im Normalfall auch die Zahl der Räuber, können diese einfach auf alternative Nahrungsquellen (durch den Menschen) zurück greifen und so ihren Bestand hoch halten. Dies führt nun wieder zu mehr Druck auf die natürliche Beute und einen weiteren Rückgang.
Rotfuchs
„Meister Reinecke“ ist wohl das bekannteste und verbreitetste unserer Raubtiere und kommt zusammen mit dem Wolf in so manchem alten Märchen vor. Ob er wirklich der schlauere der beiden ist, wie die Brüder Grimm es darstellen, ist zwar fraglich, allerdings ist er der anpassungsfähigere Räuber.
Er kann sich aus zurückgelassenen Fastfood-Tüten in der Vorstadt oder Rebhuhnnestern im Feldrain gleichermaßen ernähren.
Seinen „Special Move“, den sog. „Fuchssprung“, kennt auch so mancher Terrierbesitzer, der seinen kleinen Liebling sich schon kopfüber hat in etwas stürzen sehen.
Beim als Einzelgänger lebenden Fuchs heißen die Männchen „Rüden“, die Weibchen „Fähen“ und die Jungtiere „Welpen“.
Dachs
Meister Grimbart ist der größte in Deutschland lebende Marder. War der Bestand in der Vergangenheit bedroht, hat sich in Europa inzwischen ein stabiler Bestand etabliert.
Dachse halten Winterruhe, können also in Einzelfällen auch in der kalten Jahreszeit beobachtet werden. Aus der Nähe betrachtet sind Dachse echte Kraftpackete mit borstigem Fell, dicker fester Haut und mächtigen bärenartigen Pranken. Diese werden bei Jägern allerdings Branten genannt.
Als Allesfresser sucht er seine Nahrung sowohl über als auch unter der Erde.
Auf der Suche nach Engerlingen benimmt er sich mitunter wie ein Mini-Wildschwein und hinterlässt in gepflegtem Rasen kleine Löcher von der Größe eines 2 Euro Stücks.
Findet man einen Erdbau und fragt sich, ob dieser von einem Dachs oder einem Fuchs bewohnt wird, lohnt sich ein Blick in die Umgebung.
Dachse kann man durchaus als reinlich bezeichnen. In der Umgebung des Baus finden sich weder Kot noch Beutereste. Im Umfeld eines belebten Fuchsbaus hingegen findet sich alles Mögliche: halbe Beutetiere (ein Snack für später), Flügel von gefangenen Vögeln, diverse Knochen und auch der eine oder andere „Haufen“.
Auch „Neubürger“ genannt sind Tiere, die ursprünglich nicht in der deutschen Fauna beheimatet waren.
Nach der Berner Konvention zum Schutz heimischer Tierarten soll die Population und Ausbreitung invasiver Arten wie z.B. Mink, Waschbär und Marderhund streng kontrolliert werden.
Waschbär
Der berühmteste Vertreter der Neozoen ist sicherlich der Waschbär.
„plüschig“ und wenig anspruchsvoll hat der Waschbär vor allem durch die Pelzindustrie seinen Weg aus Nordamerika zu uns und letztlich in die Freiheit gefunden.
Der Allesfresser ist ein geschickter Kletterer und Höhlenbewohner.
Dank seiner Kletterkünste ist kaum ein Vogelnest vor den kleinen Bären sicher. Dabei sind sie nicht wirklich darauf angewiesen ihre Nahrung wirklich zu „waschen“ wie es ihr Name suggeriert.
Der Name rührt daher, dass die Tiere in seichten Gewässerteilen im Uferbereich nach fressbarem tasten. Sie erfühlen so Muscheln, Krebse und anderes Kleingetier. Dadurch sieht es tatsächlich so aus, als würden sie etwas waschen und dann erst fressen.
Das Männchen wird „Rüde“, das Weibchen „Fähe“ und die Jungtiere „Welpen“ genannt.
Marderhund
Auch „Enok“ genannt war ursprünglich in Asien beheimatet. Aufgrund von Ansiedelungsprojekten in der Sowjetunion bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts konnte sich diese Art trotz des eisernen Vorhangs in Richtung Westen „davon machen“ und kommt in wachsender Zahl nun auch in Deutschland vor.
Auf den ersten Blick dem Waschbären ähnlich (allerdings ohne den geringelten Schwanz) ist er näher mit unserem heimischen Fuchs verwand, kann aber im Gegensatz zu diesem in strengen Wintern auch Winterruhe halten.
Als Allesfresser scheint er sich stärker als unser Fuchs vor allem in der Jugend auch von Insekten und Obst zu ernähren.
Seine Pfoten gleichen denen von Füchsen/Hunden, was sie zu schlechten Kletterern macht.
Auch hier gibt es Rüden, Fähen und Welpen.
Nutria
Nutrias werden zu Recht auch Bieberratten genannt. Die Tiere ähneln bis auf den Schwanz in Größe und Erscheinung tatsächlich Biebern. Der Schwanz -wenn auch deutlich größer- ist der einer Ratte.
Ihr ursprüngliches Verbreitungsgebiet liegt in Südamerika, von wo sie zur Pelzgewinnung nach Europa eingeführt wurden. Waren sie zu zu Zeiten, als noch öffentlich Pelze getragen wurden noch stark bejagd worden, hat die pauschal veränderte gesellschaftliche Sicht auf Pelzwaren zu einer rasanten Vermehrung geführt.
Nun sind die possierlichen Tierchen als Vegetarier nahrungsmäßig nur für Wasserpflanzen eine Gefahr, was ebenfalls zur Veränderungen ganzer Biotope führen kann. Das Hauptproblem liegt jedoch in ihrer Neigung weit verzweigte Erdbauten im Uferbereich von Gewässern an zu legen.
Leider macht die Baukunst auch vor künstlichen Deichen nicht halt, was letztlich zur Gefährdung ganzer Landstriche einschließlich der Bevölkerung führt.
Auch beim Flugwild gibt es „Räuber“ und „Beute“. Um weitere Verschachtelungen und Unter- Unter-Überschriften zu vermeiden, erlaubt sich der Autor eine nur bedingt geordnete Aufzählung des Flugwilds. Variiert diese Gruppe doch vom Uhu über die Waldschnepfe bis zum grünfüßigen Teichhuhn.
Rabenkrähe
Auch wenn der Gesang es nicht vermuten lässt, gehören Krähen tatsächlich zu den Singvögeln.
Der Beiname „Aaskrähe“ zeigt schon, dass sich die Tiere auch von fleischlicher Kost ernähren.
Hierbei betätigen sich die schlauen Vögel nicht nur als „Aufräumkommando“ für verendete Tiere, sondern auch als Nesträuber, die selbst vor frisch geborenen Rehkitzen nicht halt machen.
Größere Krähenvorkommen erobern aufgrund des guten Nahrungsangebotes inzwischen auch unsere Städte.
Östlich und südlich der Elbe wird die Rabenkrähe zur Nebelkrähe. Das Gefieder enthält hier deutliche Grauanteile, an der Lebensweise ändert sich jedoch nichts.
Zwischen den beiden Unterarten der Raben- und der Nebelkrähen gibt es einen so genannten Hybridisierungsstreifen.
Hier beweisen die Tiere erneut ihre Intelligenz, indem sie bei der Partnersuche flexibel sind. Dies führt in dieser Region zu verschiedensten Farbausprägungen.
Rabe (Kolkrabe)
Als ursprünglich absoluter Kulturflüchter dessen ungestörter Lebensraum immer mehr verkleinert wurde, feiert der Rabe nun ein wahres Comeback.
Seit etwa einer Dekade haben die Tiere ihr Verhalten in der Form verändert, dass sie die Anwesenheit von Menschen in ihrem Revier zumindest akzeptieren.
Da die Vögel immer noch recht scheu sind, und auf Entfernung nur schwer von Krähen zu unterscheiden sind, ist das beste Unterscheidungsmerkmal der „Gesang“
Krähen krächzen eher in hoher Tonlage, und unterscheiden sich so recht deutlich vom tiefen kehligen „Krooock“ der Raben.
Die monogam lebenden Vögel können in Gefangenschaft sogar sprechen lernen. Darüber hinaus sind die Tiere in der Lage auch komplexere Probleme oder Aufgaben zu lösen.
Neben einer eher traurigen Berühmtheit durch den Filmklassiker „Die Vögel“ sind die bekanntesten Vertreter sicherlich „Nevermore“ aus dem Gedicht „Der Rabe“ von Edgar Allan Poe sowie „Hugin“ und „Munin“, die beiden Raben Odins.
Enten
Die Verwandten von Entenhausens berühmtesten Bürger kann man systematisch in zwei Gruppen einteilen.
Schwimmenten, die ihre Nahrung eher im flachen Wasser und Uferbereich suchen und finden sind die erste Gruppe. Anatomisch sind die Beine eher mittig am Körper was ein gemütliches wendiges Paddeln ermöglicht. Die bekannteste Schwimmente ist die Stockente, die man in jedem Park mit Teich antreffen kann.
Die zweite Gruppe sind die Tauchenten. Diese suchen ihre Nahrung gründelnd auch in mehreren Metern Wassertiefe. Die bekannteste Art hier dürfte aufgrund ihrer Daunen die Eiderente sein. Diese ist zugleich auch die größte Tauchente, kommt jedoch zumeist in nordischen Gefielden vor.
Tauchenten „liegen tiefer im Wasser“ als Schwimmenten und ihre Beine sind eher zum hinteren Ende des Körpers orientiert um eine günstigere Körperform beim Tauchen zu haben.